Peru Geschichte



Frühgeschichte

Peru ist seit spätestens dem 9. Jahrtausend v. Chr. bewohnt, die älteste bekannte amerikanische Zivilisation entstand ca. 3000 v.Chr. in der Region Norte Chico. Peru entwickelte sich später zum Zentrum von mehreren Kulturen, einschließlich der Chavín, der Chimu und der Nazca.
Im 12. Jahrhundert n. Chr. siedelten sich die quechuasprachigen Inka um Cuzco an, Mitte des 15. Jahrhunderts hatten Sie durch Eroberungen ein gut organisiertes Reich geschaffen, das den grössten Teil des heutigen Peru und Ecuador sowie Teile von Bolivien, Chile, Argentinien und Kolumbien umfasste. Ihre Festungstadt Machu Picchu ist wohl die aussergewöhnlichste Ruine auf dem amerikanischen Kontinent. Um 1530 war das Reich durch den Bürgerkrieg zwischen Atahualpa und Huáscar (die beide als Erben von ihrem Vater Huayna Capac eingesetzt wurden) geschwächt.

Die spanische Eroberung

Atahualpa hatte Huascar besiegt und kontrollierte das Inka-Reich, als der Spanier Francisco Pizarro mit einer kleinen Gruppe Abenteurer an der Küste Perus landete. Atahualpa stimmte zu, sich mit Pizarro in Cajamarca zu treffen. Nachdem der Inkaherrscher die spanische Oberhoheit und den Übertritt zum Christentum ablehnte, wurde er festgenommen. Obwohl die Inka für seine Freilassung ein enormes Lösegeld in Gold und Silber aufbrachten, wurde er Mitte 1533 durch die Spanier exekutiert. Ende 1533 hatte Pizarro die Inkahauptstadt Cuzco erobert und das Reich zerfiel. 1535 gründete Pizarro Lima, das 1542 zum Zentrum der spanischen Herrschaft in Südamerika wurde.

Von 1536 bis 1544 führte der Nachfolger von Atahualpa, Manco Capac mehrere erfolglose Aufstände gegen die Spanier an. Pizarro zwang die Einheimischen in Bergwerken, auf den Ländereien der spanischen Landbesitzer und in dem kleinen Textilfabriken (obrajes) zu arbeiten.

Die neuen Gesetze von 1542 die die Missbräuche dieses Encomienda-System verringern sollten, verursachten 1544 eine Revolte durch Gonzalo Pizarro. Er besiegte den spanischen Vizekönig Blasco Núñez Vela, wurde aber 1548 von Pedro de la Gasca geschlagen und später hingerichtet. Die neuen Gesetze wurden jedoch nie zugunsten der einheimischen Bevölkerung angewandt.

Francisco de Toledo, der Vizekönig von 1569 bis 1581, verbesserte die Verwaltung, schlug einen Aufstand unter dem Inka Tupac Amaru nieder und siedelte die Einheimischen in neue Dörfer um. Das Vizekönigreich Peru wurde erweitert und umfasste nun das ganze von Spanien beherrschte Südamerika außer Venezuela. Ausserdem wurde in dieser Zeit die Produktion von Silber und Gold erhöht. Lima war das Verwaltungs-, religiöse, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Vizekönigreiches.

Im 18. Jahrhundert wurde Peru durch die Schaffung des Vizekönigreich New Granada und einem Vizekönigreich mit Zentrum in Buenos Aires drastisch reduziert. Hierdurch verlor Lima die Kontrolle über erhebliche Bodenschätze und Handelsrouten. In der gleichen Zeit wurde die Regierung in Peru reformiert, aber die Spanier behielten fast die komplette Kontrolle im Vizekönigreich, die indigenen Völker und Creoles (Personen spanischer Abstammung, die in Peru geboren waren) blieben machtlos und arm. Angeführt von einem Mann, der sich mit Bezug auf seine angeblichen Inka-Vorfahren Tupac Amaru nannte, begannen die Ureinwohner 1780 einen Aufstand, wurden aber 1783 besiegt. Im frühen 19. Jahrhundert gab es noch einige weitere erfolglose Aufstände.

Unabhängigkeit


Die Ideen der Französischen Revolution und die Eroberung Spaniens durch Napoleon I. im Jahr 1808 führten zu starken Unabhängigkeitsbewegungen in allen von Spanien gehaltenen südamerikanischen Kolonien, nur nicht in Peru. Perus Treue zu Spanien erklärt sich durch die relativ große Zahl der spanischen Einwohner, durch die spanische Machtkonzentration in Lima und die Effizienz der Regierung in Peru. Dies hatte zur Folge dass die Unabhängigkeit von Peru (1821) hauptsächlich durch Nicht-Peruaner, vor allem José de San Martín und Simón Bolívar, erkämpft wurde.

Nachdem San Martin 1818 die spanische Herrschaft in Chile beendete, eroberte er 1820 den peruanischen Hafen Pisco. Kurz danach evakuierte der Vizekönig Lima und am 28. Juli 1821 verkündete San Martín die Unabhängigkeit Perus. Die spanischen Truppen blieben jedoch im Inland von Peru. Bolívar übernahm 1822 die Führung der Befreiungsbewegung und 1824 sicherte er zusammen mit Antonio José de Sucre und Andrés Santa Cruz durch die Siege in den Schlachten von Junín und Ayacucho Perus Unabhängigkeit.

Santa Cruz verliess Peru 1828, um in Bolivien zu regieren. In der Folgezeit versuchten mehrere militärische Führer, Peru zu kontrollieren. Unter Ausnutzung dieser Konflikte vereinigte Santa Cruz 1836 Bolivien und Peru in einer Konföderation. Aus Sorge vor der Macht dieses neuen Staates intervenierte Chile militärisch, nach der Schlacht von Yungay (1839) wurde die Konföderation wieder aufgelöst. Peru blieb weiterhin durch innere Unruhen zerissen, bis General Ramón Castilla die Macht ergriff und von 1844 bis 1850 sowie von 1855 bis 1862 die Präsidentschaft ausübte. Unter Castilla genoss Peru Stabilität und einen wirtschaftlichen Aufschwung.

Ende des neunzehnten Jahrhunderts

Eine republikanische Verfassung wurde im Jahr 1860 verabschiedet und blieb bis 1920 in Kraft. Nach Castilla geriet die peruanische Politik wieder in Unruhe. Die Hauptprobleme waren Korruption, eine steigende ausländische Verschuldung und der Versuch Spaniens, Peru wieder zu kontrollieren. Spanien behauptete, dass Peru seinen finanziellen Verpflichtungen nicht nachkam und besetzte 1863 die guanoreichen Chincha-Inseln. Unterstützt durch Chile, Bolivien und Ecuador besiegte Peru 1866 die Spanier bei Callao. 1871 wurde ein Waffenstillstand unterzeichnet und 1879 erkannte Spanien die Unabhängigkeit Perus an. Unterdessen führte Präsident José Balta (1868-72) ein kostspieliges Programm für öffentliche Arbeiten durch. Im Rahmen dieses Programms wurde auch Perus erste Eisenbahnstrecke zwischen Mollendo und Arequipa erbaut. Als der erste zivile Präsident des Landes, Manuel Pardo (1872 – 1876) wirtschaftliche Reformen umsetzte, hatte sich die Auslandsverschuldung Perus bereits dramatisch erhöht.

1873 ging Peru eine geheime Verteidigungsallianz mit Bolivien ein, die 1879 zum Krieg mit Chile führte. Chile schlug die Verbündeten schwer und durch den Vertrag von Ancón (1883) musste Peru die Provinz Tarapacá abgeben und die Provinzen Arica und Tacna für 10 Jahre von Chile verwalten lassen, bevor eine Volksabstimmung gehalten werden sollte. Es folgte die Tacna-Arica-Kontroverse, die bis 1929 nicht gelöst wurde und immer wieder Spannungen auslöste. Peru war nach dem Krieg fast bankrott. Präsident AA Cáceres (1886-90) bildete ein Konsortium von ausländischen Kapitalgebern um den Guanoabbau und die Eisenbahn zu organisieren. Der ausländische Einfluss in Peru wurde in der Folgezeit stärker.

Zwanzigstes Jahrhundert

Das erste Drittel des Jahrhunderts war geprägt von Präsident Augusto B. Leguía (1908-12, 1919-30), der für einen Großteil seiner Amtszeit praktisch als Diktator herrschte. Er förderte die wirtschaftliche Entwicklung des Landes im Interesse der herrschenden Oligarchie. 1924 wurde von Victor Raul Haya de la Torre eine neue politische Partei, die Alianza Popular Revolucionaria Americana (APRA) gegründet. Sie forderte radikale Reformen, vor allem, um die Lebensumstände der einheimischen Bevölkerung zu verbessern. Die Partei wurde zum ersten Mal von Leguía verboten und zum zweiten Mal, nachdem Sánchez Cerro 1930 Leguía stürzte.

Die 1930er Jahre waren von erbitterten Rivalitäten zwischen Linken und Rechten bestimmt. Präsident Manuel Prado y Ugarteche (1939-45) folgte jedoch einem gemässigteren Kurs.
1941 war Peru in einen ernsthaften Grenzkonflikt mit Ecuador verwickelt und stand im Zweiten Weltkrieg auf der Seite der Alliierten. Die APRA durfte 1945 an den Wahlen teilnehmen und unterstützte den siegreichen José Luis Bustamante y Rivero. Im Jahr 1947 beendete die APRA jedoch die Unterstützung für Bustamante, die sich daraus ergebenden Konflikte führten 1948 zu einem Militärputsch von Manuel Odría. Der Konservative Odría blieb bis 1956  Präsident, als Prado mit Unterstützung der APRA wiedergewählt wurde.

In den Präsidentschaftswahlen 1962 gewann Haya de la Torre, erhielt jedoch nicht das erforderliche Drittel der Gesamtstimmen. Das Militär ergriff die Macht und führte 1963 Wahlen durch, die von Fernando Belaúnde Terry, einem moderaten Reformer, gewonnen wurden. Belaúnde erschloss das Landesinnere durch den Bau einer Strasse über die Anden, seine Regime war jedoch durch Haushaltsdefizite und hoher Inflation gekennzeichnet. Im Jahr 1968 wurde er durch eine Militärjunta abgesetzt, die General Juan Velasco Alvarado als Präsident einsetzte. Velasco setzte die Verfassung aus und regierte mit diktatorischen Vollmachten. Er versuchte, die Wirtschaft Perus durch die Nutzung natürlichen Ressourcen (vor allem Erdöl) mit ausländischer Hilfe, aber ohne ausländische Kontrolle zu diversifizieren.

1970 forderte ein schweres Erdbeben in Nordperu über 50.000 Opfer. Im Jahr 1975 kam eine neue Militärjunta unter General Francisco Morales Bermúdez an die Macht, 1980 wurde eine neue Verfassung verabschiedet und die zivile Regierung wurde wiederhergestellt. Sowohl Morales als auch sein Nachfolger Belaúnde leiteten Maßnahmen zur Unterstützung der schwachen Wirtschaft ein.  Die Inflation stieg weiter an, was zu Unruhen führte. In den Anden bildete sich maoistische Guerilla-Gruppen, u.a. der Leuchtende Pfad und die revolutionäre Bewegung Tupac Amaru (MRTA). Alan García Pérez, der 1985 zum Präsidenten gewählt wurde, startete zahlreiche soziale und wirtschaftliche Reformen, aber die Kosten für die militärischen Aktionen gegen die Aufständischen stellten eine Belastung für den Landeshaushalt dar. Die Inflation wurde nicht unter Kontrolle gebracht. Seine Amtszeit war durch Vetternwirtschaft und Korruption gekennzeichnet. Der Armee wurde vorgeworfen, in ihren Aktionen gegen den Leuchtenden Pfad Menschenrechte zu verletzen.

In den Präsidentschaftswahlen 1990 siegte Alberto Fujimori gegen den Schriftsteller Mario Vargas Llosa. Die Gewalt im Land setzte sich fort und im April 1992 setzte Fujimori die Verfassung aus. Er behauptete, dass Sofortmaßnahmen zur Bekämpfung von Guerillas, Drogenhändler und Korruption nötig waren. Bis Mitte September 1992 waren zahlreiche Führer des Leuchtenden Pfades festgenommen, die Rebellengruppe stellte nun keine ernste Bedrohung für die Regierung mehr dar. Nach drei Jahren der wirtschaftlichen Liberalisierung war die Hyperinflation beseitigt und die Wirtschaft wuchs. 1993 nahmen die Wähler eine neue Verfassung an, die es Fujimori erlaubte, für eine zweite Amtszeit zu kandidieren. Er gewann die Wahl 1995, seine Partei erreichte eine große Mehrheit im neuen Kongress. Es gab jedoch internationale Kritik an seiner autoritären Politik und Besorgnis über die Macht der peruanischen Armee. Im Jahr 1995 kam es zwischen Peru und Ecuador zu einem kurzen Grenzkrieg, der Konflikt wurde 1998 durch ein Abkommen beendet.

Am 17. Dezember 1996 nahm eine Gruppe von MRTA-Guerillas auf einem Empfang in der Residenz des japanischen Botschafters in Lima etwa 600 Geiseln. Die MRTA forderten die Freilassung für ihre inhaftierten Kameraden. Nach Monaten gescheiterterter Verhandlungen stürmten peruanischen Truppen am 22. April 1997 das Gebäude, befreiten bis auf eine Ausnahme alle der übrigen 72 Geiseln lebend und töteten 14 Guerillas. In den späten 1990er Jahren setzte Fujimori sein PRivatisierungsprogramm fort. Peru kämpfte mit einer Rezession, was zum Teil auf die Auswirkungen des El-Nino und zum Teil auf die Finanzkrise in Asien zurückzuführen war. Ab 1999 erholte sich die Wirtschaft.

Im Präsidentschaftswahlkampf 2000 verbreitete die Regierung zahlreiche Anschuldigungen gegen die Opposition, trotzdem gewann der Business-Scholl Professor Alejandro Toledo und zwang Fujimori in eine Stichwahl. Beobachter beschuldigten die Wahlkommission der Manipulation in der ersten Wahlrunde. Toledo trat nicht zur Stichwahl an, da er erwartete, dass Fujimori wieder Wahlbetrug begeht. In den Kongresswahlen 2000 verlor Fujimoris Partei die absolute Mehrheit, blieb aber mit mehr als 40 % der Sitze stärkste Partei.

Im September wurde nachgewiesen, dass Fujimoris Chef-Berater und Leiter des Geheimdienstes, Vladimiro Montesinos, Mtglieder der Oposition bestach. Fujimori bot daraufhin neue Präsidentschaftswahlen an, in denen er nicht antreten würde. Anhaltende politische Instabilität und die Möglichkeit einer Korruptionsuntersuchung führten im November 2000 zum Fujimoris Rücktritt während einer Reise in Japan, wo er im Exil blieb.

Kongreßsprecher Valentín Paniagua wurde Interimspräsident, neue Kongress-und Präsidentschaftswahlen fanden im folgenden Jahr statt. Im Juni 2001 siegte Toledo in der Stichwahl gegen Expräsident Alan Garcia. Obwohl die Wähler keine große Begeisterung für keinen der beiden Kandidaten zeigten, war die Wahl bemerkenswert frei von Unregelmäßigkeiten. Toledo versuchte, die Anhänger von Fujimori und Montesino aus Perus Militär- und Sicherheitskräften zu entfernen. Montesino selber wurde Mitte des Jahres 2001 festgenommen und später u.a. wegen Korruption und Umsturzplänen gegen Fujimori verurteilt.

Toledos Popularität sank, nachdem politische Versprechen nicht gehalten und mehrere Minister seiner Regierung in Skandale verwickelt wurden. Regionale Wahlen im November 2002 brachten einen Sieg für Alan García aus der Partei APRA. Im Juli 2004 wurde Toledo von einem ehemaligen Berater beschuldigt, 5 Millionen US-Dollar Schmiergeld von einem kolumbianischen Unternehmen angenommen zu haben. Toledo stritt den Vorwurf ab. Im Januar 2005 begann eine Gruppe von 150 Armee-Reservisten einen Aufstand in Andahuaylas (Südperu). Sie forderten den Rücktritt von Toledo, gaben aber nach vier Tagen auf. Vorwürfe, dass Toledo und seine Partei im Jahr 2000 in Unterschriftenfälschungen zur Wahlanmeldung verwickelt waren, führten im Jahr 2005 zu einem Kongress-Ausschuss. Dieser warf Toledo nach den Untersuchungen Wahlbetrug vor. Der Kongress stimmte jedoch nicht dafür, Toledo des Amtes zu entheben.

Im Oktober 2005 lehnten die Wähler einen Regierungvorschlag zur Zusammenfassung der 25 Regionen in 5 Makroregionen ab. Im Dezember 2005 führte ein Hinterhalt der Guerillas vom Leuchtendenden Pfad zur Erklärung eines zweimonatigen Ausnahmezustandes in Ostperu. Im Januar 2006 beschuldigte die peruanische Regierung den venezolanischen Präsidenten Chávez, sich in ihrer Politik einzumischen. Chavez traf sich mit dem Präsidentschaftskandidaten Ollanta Humala und bot ihm Unterstützung an. Humala war ein Nationalist, der im Jahr 2000 einen militärischen Aufstand anführte (sein Bruder führte den Aufstand 2005). Beide Nationen zogen im April 2006 ihre Botschafter zurück um acht Monate später die diplomatischen Beziehungen wieder aufzunehmen. Ebenfalls im Januar wurde Fujimoris Antrag, als Präsidentschaftskandidat anzutreten, abgelehnt.

Humala gewann im April 2006 die Präsidentschaftswahlen, blieb jedoch deutlich unter 50 % der Stimmen. Er musste im Juni 2006 in einer Stichwahl gegen den ehemaligen Präsidenten Alan García antreten. Garcia gewann die Stichwahl, vor allem weil er von vielen als das kleinere von zwei Übeln angesehen wurde. Humalas Partei gewann jedoch die meisten Sitze im peruanischen Kongress. Im Dezember 2006 wurde Humala im Zusammenhang mit dem Aufstand 2005 in Andahuaylas der Rebellion beschuldigt.
Im August 2007 forderte ein Erdbeben in der Region Ica (Südwestperu) mehr als 500 Opfer und verursachte umfangreiche Zerstörungen. Im September 2007 wurde Fujimori aus Chile nach Peru ausgeliefert.

Autor: Remo Nemitz

 

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