Chile - Geschichte



Der Norden des heutigen Chile befand sich ursprünglich unter der Kontrolle der Inkas, der Süden wurde von den nomadischen Araucanos kontrolliert. Im Jahr 1541 gründete Pedro de Valdivia, ein Spanier, Santiago. Chile gewann seine Unabhängigkeit von Spanien unter Bernardo O'Higgins und einem Argentinier, José de San Martín im Jahr 1818. O'Higgins herrschte als Diktator bis 1823 und schuf in dieser Zeit mit einem Zwei-Parteien-System und einer zentralen Regierung die Grundlagen des modernen Staates Chile.

Unter Diego Portales, Diktator von 1830 bis 1837 führte Chile einen Krieg gegen Peru (1836 - 1839) und dehnte so sein Hoheitsgebiet aus. Im Pazifikkrieg gegen Peru und Bolivien von 1879 bis 1883 gewann Chile Antofagasta, Boliviens einzigen Zugang zum Meer und ausgedehnte Gebiete von Peru. Pedro Montt führte im Jahr 1891 einen Aufstand gegen José Balmaceda, stürzte ihn und etablierte eine dauerhafte parlamentarische Diktatur, bis 1925 eine neue Verfassung angenommen wurde. Die chilenische Industrialisierung begann vor dem Ersten Weltkrieg und führte u.a. zur Bildung von marxistischen Gruppen. Juan Antonio Ríos, der Präsident während des Zweiten Weltkrieges, war ursprünglich für Deutschland eingestellt, führte aber im Jahr 1944 sein Land auf der Seite der Alliierten in den Krieg.

1970 wurde Salvador Allende der erste Präsident mit marxistischem Programm in einem nicht-kommunistischen Land. Allende etablierte schnell Beziehungen zu Kuba und China, führte marxistische wirtschaftliche und soziale Reformen durch, nationalisierte viele private Unternehmen, darunter auch US-amerikanische Firmen. Im September 1973 putschte das Militär gegen Allende, der sich selbst tötete. Der Militärputsch wurde durch die CIA unterstützt, die damit half, eine 46-jährige Ära von verfassungsmäßigen Regierungen in Chile zu beenden.

Der Staatsstreich wurde von einer Vier-Mann-Junta unter Chief of Staff Augusto Pinochet geleitet. Pinochet übernahm auch das Amt des Präsidenten. Entschlossen, "den Marxismus auszurotten", setzte die Junta das Parlament ab, verbot politische Tätigkeiten und schränkte die bürgerlichen Freiheiten stark ein. Unter Pinochets brutaler Diktatur kam es zu Inhaftierungen, Folter, und Verschwinden, Hinrichtungen und Vertreibung von Tausenden Chilenen. Nach einem Bericht der Regierung im Jahr 2004 wurden fast 28.000 Menschen während seiner Herrschaft gefoltert, mindestens 3.200 wurden ermordet oder verschwanden.

Unter Allendes sozialistischer Revolution schrumpfte die chilenische Wirtschaft, mit der Re-Privatisierung unter Pinochet erholte sie sich langsam. Im Jahr 1989 verlor Pinochet jedoch eine Volksabstimmung darüber, ob er weiterhin an der Macht bleiben sollte. Er trat im Januar 1990 zugunsten von Patricio Aylwin zurück. Im Dezember 1993 wurde Eduardo Frei Ruiz-Tagle, der Kandidat der Mitte-links-Koalition und Sohn eines früheren Präsidenten,  zum Präsidenten gewählt.

Pinochet, der seine Funktion als Kommandant der Armee nach seiner verlorenem Volksabstimmung 1989 behielt, trat im März 1998 in den Ruhestand. Im Oktober 1998 wurde er aufgrund eines Auslieferungsersuchen eines spanischen Richters in England verhaftet. Pinochet sollte im Zusammenhang mit dem Verschwinden von spanischen Bürgern während seiner Herrschaft vernommen werden. Britische Gerichten verweigerten letzlich seine Auslieferung und Pinochet kam im März 2000 wieder nach Chile. Er starb im Dezember 2006 im Alter von 91 Jahren, vor einem Verfahren zu den Straftaten in seine 17-jährigen Diktatur.

Ricardo Lagos wurde im März 2000 zum ersten sozialistischen Präsidenten seit Allende. Chiles Wirtschaftswachstum verlangsamte sich 2001 auf 3 %, zum Teil war dies das Ergebnis des Rückgangs internationaler Kupferpreise und der wirtschaftlichen Turbulenzen im benachbarten Argentinien. Im Jahr 2003 gab es einige kleinere finanzielle Skandale zu Insider-Informationen und Bestechung. Als Reaktion darauf versprach Lagos neue Reformen für mehr Transparenz. Im Jahr 2004 verabschiedete Chile das erste Gesetz, das die Scheidung erlaubt.

In den Präsidentschaftswahlen 2006 gewann die Sozialistin Michelle Bachelet 53 % der Stimmen. Die ehemalige Kinderärztin ist eine Überlebende der Pinochet-Diktatur. Unter der Diktatur starb ihr Vaters, sie selber erlitt Gefängnis, Folter und Exil. Bachelet trat ihr Amt am 11. März 2006 an und war damit die erste Frau in Chiles höchstem Amt. Sie versprach, Chiles erfolgreiche Wirtschaftspolitik fortzusetzen und gleichzeitig die Sozialausgaben zu erhöhen. Ihre erste große Herausforderung war der Boykott von 700.000 Studenten, die eine Bildungs-Reform forderten. Die Schüler beendeten den Streik im Juni, nachdem die Regierung versprach, sich um ihre Anliegen zu kümmern.

Im Januar 2008 stellte Präsidentin Bachelet in ihrem 22-köpfigen Kabinett sechs neue Minister vor. Die wichtigste Änderung war die Ernennung des christdemokratischen Führers Edmundo Perez Yoma zum Innenminister, das höchste politische Amt des Kabinetts. Bachelet ersetzte auch die Minister für Wirtschaft, öffentliche Arbeiten, Bergbau, Landwirtschaft und Planung. Durch die Kabinettsänderungen sind jedoch keine Einfluss auf die Regierungspolitik zu erwarten.
Am 17. April 2008 wurde Bildungsministerin Yasna Provoste durch das Parlament vom Amt enthoben, nachdem sie nicht klären konnte, wie es im Erziehungsministerium zum Verschwinden von etwa 500 Millionen US-Dollar kam.

Autor: Remo Nemitz

 

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