Brasilien - Geschichte



Brasilien ist das einzige lateinamerikanische Land,  das Sprache und Kultur aus Portugal übernommen hat. Die Ureinwohner des Landes sind zum grössten Teil nomadischen Tupi-Guarani Indianer. Admiral Pedro Alvares Cabral beanspruchte das Gebiet Brasiliens für Portugal im Jahr 1500. Die frühen Entdecker brachten aus dem neuentdeckten Land Holz nach Europa, das eine roten Farbstoff enthält, pau-brasil. Auf diesen Farbstoff geht der Name Brasilien zurück. Portugal begann die Kolonisation im Jahr 1532 und machte das Gebiet 1549 zur königlichen Kolonie.

1808, während der Napoleonischen Kriege, flüchtete König João VI. vor der anrückenden französischen Armee aus Portugal und richtete seinen königlichen Hof in Rio de Janeiro ein. João kehrte im Jahre 1820 aufgrund einer Revolution in Portugal zurück und bestimmte seinen Sohn als Regenten in Brasilien. Als Portugal versuchte, die Kolonialherrschaft in Brasilien neu zu etablieren, erklärte der Prinz am 7. September 1822 die Unabhängigkeit Brasiliens und sich selber zu Pedro I., dem Kaiser von Brasilien. Bedrängt vom Parlament Brasiliens, dankte Pedro I. im Jahr 1831 zugunsten seines fünfjährigen Sohnes, der im 1840 Kaiser wurde (Pedro II.) ab. Pedro II. war anfangs ein beliebter Herrscher, allerdings baute sich nach und nach Unzufriedenheit im Lande auf und im Jahr 1889, nach einem militärischen Aufstand, dankte auch er ab. Obwohl die Republik ausgerufen wurde, beherrschten Militärdiktaturen das Land, bis eine Revolte eine schrittweise Rückkehr zu zivilen Präsidenten möglich machte.

Während des Ersten Weltkrieges kooperierte Präsident Wenceslau Braz mit den Alliierten und erklärte Deutschland den Krieg. Im Zweiten Weltkrieg stand Brasilien wieder auf der Seite der Alliierten, erlaubte alliierte Luftbasen im Land, patrollierte mit Schiffen im Südatlantik und nahm nach der Kriegserklärung gegen die Achsenmächte an der Allierten-Invasion in Italien teil.

Nach einem Militärputsch im Jahr 1964 herrschten in Brasilien eine Reihe von Militärregierungen. General João Baptista de Oliveira Figueiredo wurde 1979 Präsident und versprach eine Rückkehr zur Demokratie im Jahr 1985. Die Wähler entschieden sich am 15. Januar 1985 für Tancredo Neves. Er war der erste zivile Präsident seit 1964, und löste eine landesweite Welle der Zuversicht aus. Jedoch starb Neves einige Monate später, der Vizepräsident José Sarney wurde sein Nachfolger. Collor de Mello gewann die Präsidentschaftswahlen Ende 1989 mit dem Versprechen die Hyperinflation mit freier Marktwirtschaft zu bekämpfen. Aufgrund eines Korruptionsskandals nahm der Kongress ein Amtsenthebungsverfahren gegen Collor auf, im Dezember 1992 musste er zurücktreten. Der Vizepräsident Itamar Franco übernahm die Präsidentschaft.

Der ehemalige Finanzminister Fernando Cardoso gewann bei den Wahlen im Oktober 1994 mit 54 % der Stimmen die Präsidentschaft. Cardoso privatisierte ineffiziente staatliche Unternehmen der Telekommunikation, Strom-, Hafen-, Bergbauunternehmen sowie die Eisenbahn und Banken.

Im Januar 1999 traf die Asienkrise auch Brasilien. Anstatt die Währung zu stützen oder einen festen Wechselkurs festzuschreiben, entschied sich Brasilien dafür, seine Währung frei handelbar zu lassen. Dies führte zu einem Verlust des Real von bis 40 %. Nach der wirtschaftlichen Krise wurde Cardoso von der internationalen Gemeinschaft für die schnelle Erholung seines Landes gelobt. Trotz seiner Bemühungen verringerte sich 2001 die Wirtschaftsleistung, ausserdem kam es zu einer Energiekrise. Im August 2001 bot der IWF Brasilien ein zusätzliches Hilfspaket an. Im August 2002 verlieh der IWF für 15 Monate gigantische 30 Milliarden US-Dollar an Brasilien, um zu verhindern, dass das Land nicht in die katastrophale wirtschaftliche Situation Argentiniens hineingezogen wird.

Im Januar 2003 wurde Luiz Inácio Lula da Silva, ein ehemaliger Gewerkschaftsführer und Fabrikarbeiter weithin bekannt unter dem Namen Lula, Brasiliens erster Arbeiter-Präsident. Als Führer der einzigen brasilianischen sozialistischen Partei, der Arbeiterpartei, verpflichtete sich Lula, die sozialen Programme auszuweiten und vor allem die Situation der Armen zu verbessern. Er erkannte aber auch, dass ein nichtsozialistisches Sparprogramm nötig war, um die Wirtschaft zu retten. Der erste grosse Erfolg des Präsidenten war, das Rentensystem zu reformieren, das bis dahin jährlich 20 Milliarden US-Dollar Defizit erwirtschaftete. Beamte begannen einen massiven Streik gegen diese und andere Reformen. Obwohl die öffentliche Verschuldung und die Inflation 2004 nach wie vor ein Problem waren, machten sich in Brasiliens Wirtschaft Anzeichen von Wachstum bemerkbar, auch die Arbeitslosigkeit ging zurück. Umfragen im August 2004 zeigten, dass die Mehrheit der Brasilianer Lula in den harten wirtschaftlichen Reformbemühungen unterstützten. Er kombinierte seine konservative Finanzpolitik mit ambitionierten Anti-Armutsprogrammen, erhöhte den Mindestlohn um 25 % und führte ein umfangreiches soziales Wohlfahrtsprogramm (Bolsa Familia) ein, das 36 Millionen Menschen (20% der Bevölkerung) aus tiefer Armut befreite.

Im Jahr 2005 führte ein Bestechungsskandal zur Schwächung von Lulas Regierung und führte zum Rücktritt mehrerer hoher Regierungsvertreter. Lula entschuldigte sich im August 2005 im Fernsehen und kündigte "drastische Maßnahmen" zur Reformierung des politischen Systems an. Im folgenden Jahr stieg seine Popularität wieder und er führte einen erfolgreichen Balanceakt zwischen Haushaltsdisziplin und einem starken Sozialsystem durch. Kurz vor den Wahlen im Oktober 2006 kam es jedoch zu einem weiteren Korruptionsskandal. Lula gewann nur 48,6 % der Stimmen, so dass eine Stichwahl Wahl am 29. Oktober 2006 nötig war. In dieser Stichwahl erhielt Lula 60,8 % der Stimmen und konnte so sein Amt halten.

Brasilien erlitt im Juli 2007 eines seiner schlimmsten Luftfahrtunglücke in der Geschichte des Landes, als ein Airbus 320 über die Start-und Landebahn in São Paulo hinausrutschte und in Bürogebäude prallte. Hierbei wurden 176 Menschen getötet. Der Unfall löste eine Krise in Brasilien aus und führte zur Entlassung des Verteidigungsminister, der auch für die Zivilluftfahrt verantwortlich war.

Ein neues Ölfeld namens Tupi wurde am 8. November, 16.000 Meter unter dem Meeresgrund entdeckt. Auf dem Gebiet von Tupi befinden sich fünf bis acht Milliarden Barrel Rohöl und Erdgas, damit ist es der größte Öl-Fund seit dem Kashagan-Feld in Kasachstan im Jahr 2000.

Im Jahr 2008 kamen in Rio de Janeiro in einem Ausbruch von Dengue-Fieber mehr als 80 Menschen ums Leben, mindestens 75.399 Menschen infizierten sich.
Nach einem dreijährigen Rückgang der Entwaldung in Brasilien, berichtetet im Jahr 2008 das Nationale Institut für Weltraumforschung, dass 2007 die Entwaldung in Brasilien um 228 % zugenommen hat.
Im Dezember 2008 unterzeichnete Brasilien und Frankreich ein Verteidigungsabkommen im Wert von mehr als 12 Milliarden US-Dollar als Teil einer militärischen Strategie zum Schutz des Amazonas und der in jüngster Zeit entdeckten Tiefsee-Ölfeldern.

Autor: Remo Nemitz

 

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